EMDR

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Was ist EMDR

Die Methode des EMDR (Eye Movement Desensitization Reprocessing) ist als eine „schonendere“ Therapieform in der Behandlung der Traumafolgestörung anzusehen; der Pat. muss dabei nicht unbedingt den genauen Ablauf des verursachenden Ereignisses mitteilen; wichtig ist vielmehr eine sogenannte Aktualisierung belastender Momente auf der emotionalen und kognitiven Ebene; d.h. der Pat. führt sich belastende Momente innerlich vor Augen, sodass mittels der bilateralen Stimulierung ein durcharbeiten stattfinden kann. Der Patient wird dabei aufgefordert die inneren Prozesse einfach ablaufen zu lassen, keine willentlichen Anstrengungen zu unternehmen und darüber traumatische Erfahrungen dem Bewusstsein wieder zugänglich zu machen, die bruchstückhaften Einzelteile zu erinnern und zu integrieren, wodurch eine Verarbeitung gelingen kann. „Die Augenbewegung oder die bilaterale Stimulation, die während des Einsatzes der EMDR-Methode erfolgt, scheint nun dieses Selbstheilungssystem des Gehirns zu aktivieren und eine beschleunigte Verarbeitung der belastenden Erinnerung zu ermöglichen“. (EMDRIA Deutschland)

Genau beschrieben wird diese Methode auf den Internetseiten des EMDR Deutschlands Institut (EMDR Institut Deutschland), aus der im Folgenden die Behandlungsphasen zitiert werden.

Die 8 Phasen im Ablauf einer Behandlung mit EMDR

EMDR folgt dem von Dr. Shapiro entworfenen Konzept der 8 Therapiephasen (Shapiro, 2001; Hofmann, 2005). Bei diesem strukturierten Vorgehen werden verschiedene Techniken eingesetzt, um das gesamte in der Diagnosephase festgestellte Krankheitsbild zu behandeln. So werden nach einer meist kurzen Diagnose- und Stabilisierungsphase in den Verarbeitungsphasen zuerst die auslösenden Erinnerungen der Vergangenheit, dann verbleibende gegenwärtige Auslöser (Trigger) und zuletzt noch verbleibende negative Zukunftsvorstellungen der Klienten angesprochen und unter Stimulation bearbeitet.

In den Bearbeitungsphasen erleben Klienten im allgemeinen Veränderungen der Erinnerungen (Bilder, Gefühle, Körperempfinden), die Entwicklung neuer Einsichten oder neuer Gedankenverbindungen. Die EMDR-Therapeuten unterstützen die Klienten dabei, das Material in angemessener Weise anzuvisieren, während die Serien von Stimulationen durchgeführt werden. In vielen Fällen entsprechen die dabei erlebten Verarbeitungsprozesse einem natürlichen Heilungs- und Verarbeitungsprozess, der bis auf die Stimulation und gelegentliche Unterstützung bei der Fokussierung durch den EMDR-Therapeuten meist nur wenig beeinflusst werden muss.

  1. Erhebung der Vorgeschichte, Diagnostik und Behandlungsplanung: Hierbei wird die gegenwärtige Symptomatik, Traumavorgeschichte und die seelische Stabilität des Patienten festgestellt. Es werden Psychotherapiefähigkeit und die Behandlungsindikation geprüft und EMDR in einen eventuell schon bestehenden Behandlungsplan integriert. Kontraindikationen wie mögliche Probleme bei z.B. schwere Augenerkrankungen (bei der Anwendung von Augenbewegungen) sollten ausgeschlossen werden.
  2. Vorbereitung und Stabilisierung des Patienten: Bei diesem Schritt der Behandlung wird der Patient über den Behandlungsplan und die Methode aufgeklärt und wenn nötig, durch Entspannungstechniken oder imaginative Verfahren, notfalls auch durch Medikamente stabilisiert. Dabei werden Motivation und Indikation noch einmal überprüft. Ein besonderes Gewicht haben hier in den letzten Jahren auch die mit großem Erfolg einsetzbaren Möglichkeiten einer Stabilisierung durch so genannte Ressourcenaktivierung mit EMDR gewonnen (Korn and Leeds 2002). In jedem Fall sollte der Patient sich am Ende dieser Phase, die unterschiedlich lange dauern kann, gerüstet fühlen sich mit den belastenden Erinnerungen auseinander zu setzen, die die Probleme (mit)verursacht haben.
  3. Bewertung einer belastenden Erinnerung: In dieser Phase wird eine bestimmte Erinnerung, die mit dem Beginn der Erkrankung verbunden ist mit ihren visuellen, affektiven und sensorischen Komponenten in EMDR-typischer Weise systematisch erfasst. Gedanken, die z. B. die Verletzung des Selbstwertgefühls durch das Ereignis erfassen, werden gesucht und bewertet (so genannte Kognitionen wie z.B. „Ich bin hilflos“).
  4. Desensibilisierung und Durcharbeitung: In dieser Phase wird der Patient aufgefordert, mit dem repräsentativen Bild der Erinnerung, der sensorischen Komponente des Traumas und der erarbeiteten negativen Kognition in Kontakt zu gehen. Gleichzeitig wird meist über Augenbewegungen eine bilaterale Stimulation induziert. Von diesem Zeitpunkt an ist der Prozess so individuell wie jeder Patient, scheint aber, zum Teil nach Verstärkung der Emotionen (Abreaktionen), in der Regel eine Entlastung des Patienten zu bewirken. Parallel kommt es – ohne dass dies fokussiert wird – meist zu einer deutlichen Stärkung des Selbstwertgefühls (und der damit verbundenen positiven Kognition).
  5. Verankerung: Nachdem der emotionale Druck der Erinnerung ausreichend abgenommen hat, wird die in Phase 3 erarbeitete, oder eine im Verarbeitungsprozess neu gefundene, bessere Kognition noch einmal in Erinnerung gerufen (z. B. „Ich habe überlebt“). Ebenso, wie negative traumatische Empfindungen durch bilaterale Stimulation abgeschwächt werden, wird diese positive Kognition durch bilaterale Stimulation verstärkt und scheint dadurch nachhaltiger aufgenommen zu werden.
  6. Körper-Test: Hier werden eventuell noch verbleibende sensorische Erinnerungsfragmente („Körpererinnerungen“) des Traumas gesucht und wenn nötig bearbeitet. (Wenn dieser Test nicht positiv ausfällt, bleiben auch in der Regel noch Restsymptome! Der Körper erinnert sich hier tatsächlich).
  7. Abschluss: In dieser Phase wird die häufig auch für den Patienten eindrückliche und meist zügige Bearbeitung nach besprochen. Noch verbliebene Elemente des Traumas werden u. a. durch Distanzierungstechniken wieder „verpackt“ und Verhaltensmaßnahmen für den Notfall besprochen.
  8. Nachbefragung: Diese letzte Phase findet meist zu Beginn der nächsten Stunde statt, beinhaltet eine erneute Überprüfung der bearbeiteten Erinnerung und zeigt nicht selten, z. B. durch intensive Träume, Ansätze für die nächsten zu bearbeitenden Erinnerungen. Nach den auslösenden Erinnerungen werden in der EMDR Behandlung auch gegenwärtige Auslöser der Symptomatik und mögliche zukünftige Auslöser (sog. Zukunftsprojektion) anvisiert und bearbeitet.